Lage und Geschichte
Die Pfarrei Contern
ist spätestens seit dem 12. Jh. geschichtlich nachweisbar. Ihr heutiges Gotteshaus, das der Märtyrerin Barbara (†306) geweiht ist, geht in seinem Kernbestand auf die Jahre 1782-1788 zurück. Der Chorraum gehört weithin zum Vorgängerbau. In Konzeption und Formensprache entspricht es der im 18. Jh. in Luxemburg geläufigen Architektur. Die Hauptfassade ist geprägt durch einen klassizistischen Dreieckgiebel und den Turmaufsatz, die aus der Zeit der Verlängerung des Bauwerks nach Westen hin 1843 entstanden sind nach den Plänen des Architekten Theodor Eberhardt (†I874). Die Konsekration des Bauwerks erfolgte am 5.7-1879. Im Jahre 1896 wurde das Langhaus eingewölbt.
1955 wurde der Portalvorbau errichtet. Seine jüngste umfassende Renovierung erfuhr das Gebäude in den Jahren 2002-2004 von seiten der Gemeindeverwaltung unter Leitung der Architektin Tatiana Fabeck.
Bei aller Schlichtheit der Architektur beherbergt der Innenraum eine sowohl geschichtlich als auch künstlerisch wertvolle Ausstattung, die sich etappenweise angesammelt hat und bis ins späte 16. Jh. zurückreicht.
Nach der staatlichen Neuerrichtung der Pfarrei 1803 konnte Pfarrer Matthias Stoltz 1805 den dem h1. Franziskus von Assisi (†I226) geweihten Seitenaltar aus der in der Französischen Revolution aufgelösten Franziskanerkirche in der Stadt Luxemburg für die Pfarrkirche von Contern ansteigern und als Hauptaltar im Chor aufrichten lassen. Gleichzeitig mit dem heutigen Hochaltar der Pfarrkirche von Itzig war er I629 von den Franziskanern in Auftrag gegeben worden. Beherrscht wird der Altaraufbau durch die monumental wirkende Franziskusstatue, die das Datum I629 trägt. In der linken Nische ist die neuere Statue der heiligen Apollonia (†250) untergebracht. Ihr entspricht in der rechtsseitigen Nische die Statue der heiligen Elisabeth von Thüringen (†I29I) mit dem Bettler zu Füßen. In der oberen Nische über dem Gebälk ist die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk (†I393) aufgestellt, ein Werk der Bildhauerwerkstatt der Familie Greeff von Altwies aus dem I8.Jh. Jünger als der Altaraufbau sind die seitlich von der Franziskusstatue angebrachten Statuen der Katharina von Alexandrien (†3. Jh.) und des Papstes Urbanus (†230), der ehemals Patron der Kirche war. Sie stammen von dem nach I698 entstandenen Greef-Altar des Vorgängerbaus. Ins spätere I8. Jh. reicht der Tabernakelvorbau im Rokokostil zurück, den der Bildhauer Bartholome Namur (†1779) aus Luxemburg lieferte. Zu den Werken von Greeff gehört ebenfalls das reich geschnitzte Antependium am Unterbau des Altars mit dem Relief der Äbtissin Walburga (†1779) aus Heidenheim/Eichstätt, deren Verehrung in Contern seit dem I8. Jh. nachweisbar ist. Das qualitätsvolle Altarkruzifix über dem Tabernakel stammt aus dem früheren Kapuzinerkloster in Luxemburg, ein Geschenk des Kapuziners Gabriel Mayer von I804.
An die linke Chorraumwand lehnen sich vier Grabsteine der Adelsfamilien von Metternich, Metzenhausen und Feltz aus dem Ende des I6. Jh. an.
Zum Vorgängerbau gehört der linksseitige' Marienaltar, der von Pfarrer Philippe Hormann (I775-I804) angeschafft wurde. Die neue Consolatrixstatue steht auf einem künstlerisch hervorragenden, mit barocken Puttenköpfen geschmückten Sockel in einer perspektivisch gestalteten Nische. Die Altarausstattung wird ergänzt durch die
barocken Statuen der Bischöfe Nikolaus (†343) und Hubertus (†727) aus der GreeffWerkstatt.
Einen besonderen kunstgeschichtlichen Wert stellt der rechtsseitige Hl.-Kreuzaltar dar, der 1806 ebenfalls von Pfarrer erworben wurde. 1768 konsekrierte ihn der Trierer Weihbischof Nikolaus von Hontheim (†1790) im 1751neu erbauten Refugium der Benediktinerabtei St. Maximin aus Trier in Luxemburg. Sein Aufbau ist geprägt durch eine eindrucksvolle Kreuzigungsgruppe mit dem Bild der Maria Magdalena zu Füßen des Gekreuzigten. Über dem Kreuzigungsgeschehen erkennt man den auferstandenen Christus in seiner österlichen Verherrlichung. In der oberen Nische ist eine ansprechende Pietà (= Vesperbild) aufgestellt, während am Antependium Christus am Ölberg dargestellt ist. Zur Ausstattung des Altars gehören die Statuen des heiligen Sebastian (†285) und der heiligen Barbara (†306).
Ebenfalls an die Franziskanerkirche und an Pfarrer Stoltz erinnert das im Eingangsbereich aufgestellte Chorgestühl aus dem 17. Jh., das 1975 nachgeschnitzt wurde und dessen Original im Staatsmuseum aufbewahrt wird.
Das Langhaus ist geprägt durch einen monumentalen Predigtstuhl, der wahrscheinlich aus dem 1783 aufgehobenen Dominikanerinnenpriorat von Marienthai herrührt und von Pfarrer Hormann erworben wurde. An der Brüstung figurieren die vier Evangelistensymbole, umgeben von reich gestalteten Fruchtgehängen. Mit dem Namen von Pfarrer Hormann sind auch die beiden barocken Beichtstühle verbunden. Auf die Greeff- Werkstatt weist die Statue des Donatus (1-3. Jh.) an der linken Wand hin. 1969 schnitzte Bildhauer Emile Hulten die Kreuzwegstationen.
Die figurativen Glasgemälde im oberen Joch des Langhauses wurden um I9I0 in der bekannten Manufaktur Jansen aus Trier ausgeführt, die übrigen Kompositionen I938 im Atelier der Gebrüder Jean und Sylvere Linster aus Mondorf. Die im Jahr 2004 eingeweihte Orgel auf der umgestalteten Empore lieferte die Firma Weimbs
Hellenthal in der Eifel.
Durch Jahrzehnte hindurch, genauer ab I870, schmückte das Bild der Abtissin Walburga, die für Augenleiden angerufen wurde und alljährlich Ziel von Bittgängen war, die Zentralnische des Hochaltars. Heute ist ihr Standbild in der Eingangszone der Kirche aufgestellt.
Dank ihrer Ausstattung, deren Bildwerke sich über mehr als 400 Jahre erstrecken und in verschiedenen Stilformen sich ausdrücken, liefert die Pfarrkirche von Contern einen wichtigen Beitrag zum kirchlichen Kunsterbe Luxemburgs.