Troisvierges
Ulflingen (Troisvierges)
Katholische Pfarrkirche St. Andreas
(Ehemalige Franziskanerkirche)
Lage und Geschichte
Bis auf den heutigen Tag dominiert die ehemalige Franziskanerkirche das Ortschaftsbild von Ulflingen (= Elwen) an der Nordspitze des Großherzogtums Luxemburg. Durch Jahrhunderte hindurch war die Ortschaft durch einen dörflichen Charakter geprägt. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. entwickelte sie sich zu einem regionalen Zentrum infolge des Baus der Eisenbahnlinie Luxemburg-Lüttich bzw. Aachen, an welcher sie zu einem Verkehrsknotenpunkt wurde. Diese Entwicklung brachte einen größeren Bevölkerungszuwachs, so dass ihr ländlicher Charakter zurücktrat.
Von alters her gehörte Ulflingen zur Mutterkirche Besslingen (Bel-sonancum), die bis ans Ende des 6. Jh. nachweisbar ist und an der Römerstraße Reims-Bastnach (Bastogne)-Köln innerhalb der Diözese Lüttich lag. Im Rahmen der fortschreitenden Evangelisie-rung in fränkisch-merowingischer Zeit wurde Besslingen, heute Niederbesslingen (= Basbellain), zum Sitz einer der ältesten Pfarreien in den Ardennen.
Kirchengeschichtlich und kulturell relevant wurde Ulflingen mit der am 25.8. 1629 erfolgten Berufung der Franziskaner in die Ortschaft durch Godfrid v. Eltz, Herr von Clerf und Besitzer des Hofes Ulflingen. In demselben Jahr schenkte er den Franziskanern aus Luxemburg die ihm gehörende Kapelle der Drei Jungfrauen (Troisvierges) zu Ulflingen mit allen dazugehörenden Zehnten und Liegenschaften. Im folgenden Jahr legten die Minderbrüder des hl. Franz v. Assisi (t 1226), die zur südniederländischen Ordensprovinz gehörten, den Grundstein zu einem Kloster, das sich als Conventus Sanctarum Trium Virginum bezeichnete, womit bewusst an eine in
Restaurierter Innenraum
Wallfahrt zu den Drei Jungfrauen (Dräi Jofferen) Fides, Spes und Caritas, die in der Kapelle von Ulflingen Gegenstand der Verehrung waren, angeknüpft wurde. Ab 1640 errichteten die Franziskaner am Standort der Kapelle, die nachträglich abgetragen wurde, eine größere Konventskirche. Sie wurde 1658 konsekriert
Die Verkündigung des Herrn an Maria am linken Seitenaltar
Die Gründung des Konvents situierte sich im Kontext der vom Konzil von Trient (1545-63) ausgelösten Erneuerung und Vertiefung des kirchlichen Lebens. Die Tätigkeit der Franziskaner war zur Unterstützung der Pfarrseelsorge gedacht und konzentrierte sich vor allem auf die Predigt, die Volksmissionen, die Dritt-ordensgemeinschaften, die Bruderschaften mit ihren Sondergottesdiensten und die Wallfahrt zum eigenen Kloster. Durch ihr pastorales Vorgehen und ihre enge Verbundenheit mit der ländlichen Bevölkerung stellten sie eine vitale Kraft für die Volksfrömmigkeit dar. Im 17. Jh. entstanden im Herzogtum Luxemburg Franziska-nerniederlassungen in Bastnach (1621), Durbuy (1628), Schleiden (1642), Hamipre (1663), Diekirch (1665) und Virton (1676).
Nach dem 1795 erfolgten Einmarsch der Truppen der Französischen Revolution ins Herzogtum Luxemburg kam es 1796 zur Auflösung des Konvents von Ulflingen. Kloster und Kirche sowie Mobiliar wurden als Nationalgut öffentlich versteigert. Nach dem Konkordatsabschluss zwischen Napoleon und Papst Pius VII. wurde Ulflingen 1805 von der Pfarrei Niederbesslingen getrennt und zur Pfarrei erhoben, womit die bisherige Konventskirche Pfarrkirche wurde.
Die Statuen der Drei Jungfrauen am linken Seitenaltar
Es war das Verdienst von Frédéric Damien Neumann, 1801-13 Bürgermeister der neuen Zivilgemeinde Niederbesslingen und wohnhaft zu Ulflingen, Kloster und Kirche mitsamt einem Großteil des Mobiliars 1809 der Gemeinde zu schenken, womit ein für Luxemburg wertvolles Kulturgut erhalten blieb. Erst allmählich sollte in den nachfolgenden Jahrzehnten die während der Französischen Revolution in Verfall geratene Kirche instandge-setzt werden. Namentlich Pfarrer Franz Gaspar Smets (1844-80) leitete eine Renovierung des Innenraums ein. 1869 kam die Orgel, die nach Niederwiltz verkauft worden war, nach Ulflingen zurück. 1924 wurde dem Gotteshaus eine neue Portalanlage mit monumentalem Turm nach Plänen des Architekten Jean Schoenberg angefügt. Das Gebäudeensemble wurde 1963 unter staatlichen Denkmalschutz gestellt. Eine eingehende, geschichtlich fundierte und sachgerechte Restaurierung des Innenraums begann in einer ersten Phase 1972, um ab 1991 mit der Wiederherstellung des Gewölbes und der Überholung der Orgel unter Architekt Gilles Dansart zu Ende geführt zu werden. Die Einweihung des Raums fand
am 30.6. 1996 statt.
Baubeschreibung
Äußere Erscheinung und religiös-künstlerische Ausstattung der heutigen St.-Andreas-Pfarrkirche lassen sich nur von ihrer fran-ziskanischen Vergangenheit her verstehen. Als Bettelordenskirche hat das saalförmige Gotteshaus, das geostet ist und dessen Eingang bis 1924 an der Westfassade lag, eine bewusst einfache Architektur, geprägt durch ein einheitlich überschaubares Raumbild.
Die zum Zweck der Predigt geforderte Weiträumigkeit, verbunden mit der durch die Armutsobservanz bedingten Einfachheit, bildet das Kennzeichen des Bauwerks und entspricht der Schmucklosigkeit des Äußeren, das aus sichtbarem Ardenner Bruchstein errichtet wurde. Bis 1924 besaß die Kirche lediglich einen Dachreiter in der Höhe des Chores.
Ein geputztes Scheintonnengewölbe über Chor und Schiff wurde 1995 rekonstituiert. Es hat den Vorzug der Leichtigkeit und setzt sich von den Langhaus- und Chorwänden durch ein stark profiliertes Gesims ab. Es verstärkt das Empfinden der Raumvereinheitlichung bei aller betonten Absonderung des Altar- oder Kon-ventsraumes vom Kirchenschiff. Im Unterschied zu den im 17. Jh. neu errichteten oder erweiterten Ordenskirchen im Luxemburger
Raum verzichteten die Franziskaner, ähnlich wie die Kapuziner, auf ein nachgotisches Rippengewölbe. Weil das Konventsgebäude an der Südseite sich an die Kirche anlehnt, ist das Langhaus nur an der linken Seite befenstert. Die großen Fensterflächen, die im Chorbereich weitergeführt werden, erlauben einen intensiven Lichteinfall, der eine wichtige Voraussetzung für die Bildfreudigkeit eines franziskanischen Kirchenraumes bildet. Entgegen den damaligen Pfarrkirchen verfügten die Ordenskirchen über eine in der Eingangszone errichtete Orgelempore, um der Gestaltung des Chorgebets und der feierlichen Liturgie gerecht zu werden.
In Architektur und Anlage ähnelt die Ulflinger Niederlassung weithin dem 1621 entstandenen, heute nicht mehr vorhandenen Konvent der Franziskaner von Bastnach. Leider sind nach der Versteigerung der Klostergebäulichkeiten in der Französischen Revolution Ost- und Südflügel des schlichten Kreuzgangs abgebrochen worden. Im erhaltenen Westflügel (A) ist das Pfarrhaus untergebracht.
Die Ausstattung
Das künstlerische Schwergewicht des Innenraumes liegt auf einer reichen und ausdrucksvollen Bildausstattung. Sieht man ab von der ehemaligen Trinitarierkirche in Vianden (Schnell-Kunstführer Nr. 2309), so ist die Franziskanerkirche von Ulflingen die einzige Ordenskirche Luxemburgs, deren ursprüngliche Ausstattung an Ort und Stelle auf unsere Zeit gekommen ist. Wohl hat sich nicht alles erhalten, was die Rekollekten bis zur Französischen Revolution in ihrer Kirche zusammengetragen hatten. Dennoch vermittelt das Gotteshaus einen getreuen und repräsentativen Einblick in jene Bildwelt, die während vielen Jahrzehnten bestimmend war und im 17. sowie 18. Jh. schrittweise zusammengebracht wurde, deren Schöpfer allerdings bis heute unbekannt sind.
Spezifisch ist die strenge Absonderung des Chorraumes (B) des Konvents vom Kirchenschiff (C), das für die Bevölkerung bestimmt war. Die frontal aufgestellten Nebenaltäre (1 + 2), deren Marmorierung mit derjenigen des Hochaltars (3) identisch ist, bilden eine monumentale Bildwand, die bei aller räumlichen Trennung, die sie optisch hervorruft, im Dienst der Bildverkündigung steht. Untereinander verbunden sind die beiden Nebenaltäre durch ein hölzernes, reich geschnitztes Gittertor (4). Seine Flügel
ragen das Jesusmonogramm und die Initialen des Ave Maria, während in der Mitte das Franziskanerwappen angebracht ist. Der Retabel des linken Nebenaltars (1) zeigt auf dem Altarblatt eine künstlerisch hochstehende Darstellung der Verkündigung des Herrn an Maria, vermutlich eine Lütticher Arbeit aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. Der verkündende Engel kommt als Bote Gottes links ins Bild. Seine rechte Hand ist erhoben zum Gruß an Maria, die an ihrer Betbank kniet. Sie blickt von ihrem Buch auf und scheint zu horchen auf den Gruß und die Botschaft des Engels. Der Bildaufbau ist beherrscht vom offenen Himmel, in welchem die Heilig-Geist-Taube schwebt. Zwei Engel nehmen vom Himmel aus am Geschehen teil und werfen eine Rose und eine Lilie auf Maria herab, um ihre Jungfräulichkeit hervorzuheben.
Am unteren Teil des Retabels sind in den Nischen drei farbig gefasste weibliche Holzstatuen aufgestellt. Sie sind der Formensprache nach im frühen 15. Jh. entstanden und stellen die Drei Jungfrauen dar, die während vieler Jahrhunderte Ziel einer regionalen Wallfahrt waren und der Ortschaft ihren französischen Namen verliehen haben. Der Ursprung ihrer Verehrung lässt sich nicht genau erschließen. Wie in anderen Gegenden des Rheinlandes oder der Eifel muss auch in Ulflingen ein keltisch-römischer Matronenkult als Ausgangspunkt der Verehrung angenommen werden. Diese Matronen, die immer in Dreizahl auftreten, als Mutterschafts- und Fruchtbarkeitsgöttinnen sowie als Beschützerinnen des Familienlebens gesehen wurden und an deren Kult das Volk mit Zähigkeit festhielt, wurden allmählich, nach Einführung des Christentums zu Beginn des Frühmittelalters, bewusst in ihrer Deutung verchristlicht.Sie wurden umbenannt in Fides (Glaube), Spes (Hoffnung) und Caritas (Liebe) als drei Jungfrauen, die nach der Legende Töchter der heiligen Sophia waren und unter Kaiser Hadrian (117-18) das Martyrium erlitten. In Ulflingen wurden sie laut lokaler Überlieferung näherhin angerufen, um die bösen Geister aus den Kindern zu vertreiben.
Der rechtsseitige Nebenaltar (2) verrät in seinem Altarblatt unmittelbar franziskanische Herkunft. Laut dem Schriftband des Engels stellt es den Portiunkula-Ablass dar. Franziskus erfleht von Christus über die Fürsprache von Maria den vollkommenen Ablass für die Besucher der Kapelle von Portiunkula unterhalb von Assisi, in welcher er 1208 seine Berufung zur radikalen evangelischen Armut entdeckte, wo der Orden 1210 sich bildete und wo er 1226 starb. Obwohl das Ereignis im Leben des Heiligen in den
Die XI. (links) und die XIII. Station (rechts)
aus dem Kreuzweg von 1759
ältesten Biographien nicht geschichtlich festgehalten und eher als Legende zu bewerten ist, zeugt es für die große Anziehungskraft, die die Kapelle von Portiunkula auf die Pilger ausübte. 1277 erwähnt ein Dokument ausdrücklich die Praxis des Ablasses.
Unterhalb des Gemäldes sind in den drei Nischen die barocken Statuen des Evangelisten Markus, des Apostels Andreas und des Diakons Laurentius (t 420) aufgestellt. Die beiden letzteren galten als Patron bzw. Nebenpatron der Dreijungfrauenkapelle. An sämtlichen Altären sind die Antependien im Sinne der ursprünglichen Barockornamentik 1972 neu gestaltet worden.
Entsprechend dem mittelalterlichen Brauch, den Eingang zum Chor durch eine Kreuzigungsgruppe, vor welchem der Kreuz- oder Volksaltar stand, hervorzuheben, ist über dem Gittertor eine Gruppe aus dem 18. Jh. (5) in farbiger Fassung aufgestellt.
Der Chorraum (B), der anfangs der Herrschaft von Clerf als Begräbnisstätte diente, ist beherrscht durch den kulissenartig konzipierten Hochaltar (3). Er ist aus Holz gearbeitet, das seit der jüngsten Restaurierung marmorartig bemalt und vergoldet ist. Auf dem Altartisch steht ein reich vergoldeter Drehtabernakel, der nachträglich erst im 18. Jh. vor dem Hintergrund einer vertieften Eucharistieverehrung dem Altar beigefügt wurde. Zwei imposante Barockengel mit den Leidenswerkzeugen flankieren den Tabernakel, während an seinen Flügeltüren zwei lebhaft gestaltete
Glasgemälde im Langhaus mit der Darstellung der Stigmatisierung des hl. Franz v. Assisi
Reliefs mit der Darstellung des Franziskus, der die Wundmale empfängt, und des Antonius v. Padua (t 1231) angebracht sind. In der Mitte schwebt Gott-Vater, gekennzeichnet durch die Tiara und die Weltkugel.
Der Altaraufbau selbst ist dominiert vom Gemälde der Kreuzaufrichtung oder Kreuzerhöhung, an welcher der Ordensgründer betrachtend und mitleidend teilnimmt. In Komposition, Lichtführung und innerer Dynamik oder Erlebniskraft steht das Altarblatt in der Rubens-Nachfolge und verrät südniederländischen Einfluss. Überzeugend fasst es in seiner aufwärts strebenden Bewegung, die der Gekreuzigte, von Engeln umjubelt, veranschaulicht, die sinngemäße Ausrichtung des Kirchenraumes und der gottesdienstlichen Gemeinschaft zusammen. Das Kreuz soll für alle, die zu ihm aufblicken, Heilszeichen sein. Grosse Expressivität und unterschiedliche Emotionen prägen die verschiedenen Gesichtszüge.
In der oberen Altarnische ist eine wertvolle polychromierte Madon-nenstatue untergebracht. Das Chronogramm mit der Jahreszahl 1860 und der Anrufung der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter verweist auf die unter Pfarrer Gaspar Smets erfolgte Altarrestaurierung.
Auf die enge Verbundenheit zwischen Franziskanerkonvent und den Herren von Clerf erinnern die beiden Wappen, links dasjenige von Clerf, rechts dasjenige von Ulflingen.
Im polygonal geschlossenen Chorraum (B), in welchem entlang der Holztäfelung das ursprüngliche Chorgestühl (6) des Konvents sich befindet, weisen die Porträtgemälde (7) auf die Gründergestalten des Ordens hin. Rechts vom Eingang in den Chor sind es Ludovicus, Petrus v. Alcantara, Bernardinus v. Siena, später überstrichen in seinem Namen durch Jacobus v. Marchia, sowie Bona-ventura, linksseitig Johannes Capistran, Antonius v. Padua und Didacus. An den Seitenwänden erinnern zwei große Gemälde an die frühen franziskanischen Blutzeugen, gekennzeichnet durch die Marterpalme.
Mit der Feierlichkeit des Raumbildes des Chores (B) kontrastiert das bewusst nüchtern gestaltete Langhaus (C). Bezeichnend für eine Ordenskirche ist die hohe Zahl der Beichtstühle (8), auf welchen rechts die neueren Statuen der hl. Elisabeth v. Thüringen und des hl. Antonius v. Padua, links des Franziskus und der hl. Barbara aufgestellt sind. Der Predigtstuhl (9) mit seiner frühbarocken Kartuschenornamentik hat als figuratives Element lediglich den Engel des Letzten Weltgerichts auf dem Schalldek-kel. Der franziskanischen Passionsfrömmigkeit, die auf Franziskus selbst zurückgeht, entsprechen die 1759 entstandenen, auf Leinwand gemalten Kreuzwegsta-tionen (10) an den Langhauswänden. Es waren nämlich die Franziskaner, die im Abendland die Kreuzwegandacht eingeführt und verbreitet hatten. Franziskus beseelte seine Brüder mit dem Geist des Mitgefühls, von dem er selbst durchdrungen war. Und so blieben auch später die Franziskaner die wichtigsten Träger der Passionsfrömmigkeit. Die restaurierten Kreuzwegstationen
Taufstein aus dem 17. Jh
bilden somit eine wichtige Bildaussage, die auf Ursprung
und Botschaft des Gotteshauses hinweist. Von oben rechts bis oben links verläuft an den Wänden der Kreuzweg. Mit demjenigen aus der Pfarrkirche von Dalheim ist der Zyklus das älteste Beispiel dieser Passionsandacht in Luxemburg.
In den Glasgemälden von Langhaus (C, F1-F4) und vom Chor (13, F5-F7) reflektieren sich teilweise ebenfalls franziskanische Geschichte oder Frömmigkeit. Von oben nach unten bezieht sich im Langhaus (C) vor einem hellem Hintergrund das erste Fenster auf die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu (F1). Es folgen des weiteren Clara v. Assisi (t 1253, F2), die Stigmatisierung des Franziskus (1224, F3) sowie Elisabeth v. Thüringen (t 1271, F4), die zum Dritten Orden der Franziskaner gehörte. In den Chorfenstern (F5-F7) sind der Erzengel Michael, Patron der Mutterkirche von Niederbesslingen (F5), Antonius v. Padua (F6) und Cäcilia (F7) dargestellt. Die Glasgemälde wurden um 1925, nach dem Entstehen des Turmanbaus (D), von der Firma Binsfeld aus Trier geliefert. Unter der Orgelempore schuf Gustave Zanter (t2001) aus Luxemburg 1969 an der Stelle des ehemaligen Kirchenportals (E) ein nicht-figuratives farbenfrohes Fenster (F8). In der neuen, 1924 entstandenen Eingangszone ist ein in Stein gemeißelter Taufstein (11) aus dem 17. Jh. aufgestellt.
Auch die Orgel (12), die 1991-96 durch die Manufaktur Georg Westenfelder aus Lintgen (Luxemburg) eingehend und in ihrem Klangbild sachgerecht restauriert wurde, ist Bestandteil des ursprünglichen Inventars der Franziskanerkirche. Sie gehört an vorrangiger Stelle zu den historischen Orgeln Luxemburgs, die bezeichnenderweise alle aus ehemaligen Klosterkirchen stammen. Laut dem Orgelbauer Georg Westenfelder ist das einmanualige Werk ein Zeugnis des südniederländischen Orgelbaus und wahrscheinlich zwischen 1658 und 1675 entstanden. Trotz einer bewegten Vergangenheit hat sich in der Orgel ein geschlossener Kern originaler Elemente aus dem 17. Jh. erhalten. Ebenfalls am Gehäuse sind alle dekorativen Details erhalten geblieben.
Dieser Befund und die Kenntnis der ehemaligen Bauweise ermöglichten es laut Georg Westenfelder, dieses Werk des südniederländischen Orgelbaus wiederherzustellen. Um den heutigen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, aber ohne die originale Substanz zu beeinträchtigen, wurden ein Nebenmanual (Positiv) im Unterbau und ein selbständiges Pedal im eigenen Gehäuse hinzugefügt. Um das Positiv klanglich nicht zu benachteiligen,
Südniederländische Orgel aus der zweiten Hälfte des 17. Jh.
Zum heutigen Kunstinventar des ehemaligen Konvents gehört eine künstlerisch hochstehende und farbig gefasste Mondsichel-madonna, die Maria als die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau und Gottesmutter darstellt. In ihrer Formensprache steht sie unter Lütticher Einfluss des frühen 18. Jh., während ihre ikonographische Konzeption der Tradition des Franziskanerordens entspricht. Das Kind selbst, das Maria, die auf der Mondsichel steht, im Arm hält, zertrümmert mit der Kreuzlanze den Kopf der Schlange. Im restaurierten Kreuzgang (A) ist eine steinerne Barockmadonna aufgestellt. Sie stammt vom früheren Hauptportal des Klosters.
Würdigung
Inmitten der bedrängnisvollen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und dessen langwierigen Folgen entstanden, bildet durch 160 Jahre hindurch das Franziskanerkloster von Ulflingen das eigentliche religiöse und seelsorgliche Zentrum für den Norden des heutigen Luxemburgs. Die Bildwelt der Konventskirche lebt bis heute aus der Innerlichkeit ihrer ursprünglichen Bestimmung und Aussage. Sie stellt das älteste erhaltene Zeugnis tridentinischer Kirchenraumausstattung des Barockzeitalters in Luxemburg dar. Heute, wo nach längeren Restaurierungsarbeiten der Innenraum der Kirche weithin seine ursprüngliche architektonische Gestalt wiedergefunden hat und von seinem etappenweise entstandenen Mobiliar mitsamt der historischen Orgel neu belebt wird, ist ein Gesamterlebnis des franziskanischen Bauwerks erneut möglich. Es nimmt einen ausgesprochenen Stellenwert in der kirchlichen Kunst Luxemburgs ein.
Statue der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau
und Gottesmutter Maria, spätes 17. Jh.
Historistische Monstranz mit den Statuetten der Drei Jungrauen vom Goldschmied
Fr. Wunsch aus Diekirch/ Luxemburg
Grundriss
© Franziskus Designs.