Esch sur Alzette
Esch-Uelzecht
LE COMITE D'ORGANISATION A LA JOIE D'INVITER
TOUS LES PAROISSIENS ET AMIS DE SAINT HENRI
A LA COMMEMORATION
DU CINQUANTIEME ANNIVERSAIRE
DE LA CONSECRATION DE L'EGLISE PAROISSIALE
28 OCTOBRE 1923
ESCH-SUR·ALZETTE
SAMEDI 27 ET DIMANCHE 28 OCTOBRE 1973
Das Wort unseres Bischofs
Kirchen sind Zeichen
Kirchen sind Wegweiser zu Gott. Sie sind Quellen des göttlichen Lebens. Kirchen sind Stätten menschlicher Begegnung und Gemeinschaft. Sie heben das Diesseits, aufgefüllt aus Unerlöstheit, Mühe und Sorge, in die jenseitige Dimension und damit in den wahren Frieden und die echte Freude.
Seit 50 Jahren leistet die Kirche Sankt Heinrich in Esch-Alzette diesen Dienst. Als Ordenskirche der Franziskaner am 28. Oktober 1923 geweiht, wurde sie am 17. Juli 1929 zur Pfarrkirche der eben gegründeten bischöflichen Pfarrei bestimmt. 30 Jahre später wurde sie mit dieser dem Weltklerus anvertraut und unter der Leitung eines dynamischen Pfarrers und seiner aufgeschlossenen Mitarbeiter ganz im Sinne des 11. Vatikanischen Konzils erneuert.
So hat man aus ihr den würdigen und angepassten Rahmen für das Volk Gottes geschaffen, für jene Kirche, die "aus lebendigen Steinen erbaut" das allumfassende Sakrament des Heils darstellt.
Möge die Kirche von Sankt Heinrich noch lange Jahre und möge sie immer mehr zum wirksamen Strahlungspunkt für das Evangelium Christi werden! Möge Er immer wieder in ihr gegenwärtig sein, um das grosse Werk der Erlösung voll zu verwirklichen, "die Heiligung der Menschen und die Verherrlichung Gottes, auf die alles Tun der Kirche als auf sein Ziel hinstrebt" (Vgl Vat. 11 Lit.-Konst. Nr. 10)1 Dann bliebe sie dem franziskanischen Geist ihres Ursprungs treu und aus der gleichen Treue heraus stets offen für den Ruf des Heiligen Geistes, auch dem Menschen von heute wie dem von morgen, wahrhaftige Kirche Christi zu sein, Raum der Wahrheit und der Liebe, in dem er schon jetzt ein Stück wirklicher Heimat findet.
Luxemburg, den 10. Oktober 1973
+ Jean Hengen
Bischof von Luxemburg

Zum 50. Jahrestag der Konsekration der St. Heinrich-Kirche in Esch/ Alzette am 28. Oktober 1923.

Aus der Geschichte
des Klosters und der Pfarrei

von Professor Edouard Molitor

So begann es .
Vom 13.-17. April 1921 wurde in der Kathedrale von Luxemburg eine Mission gepredigt als Vorbereitung auf das 250 jährige Jubiläum der Weihe der Stadt Luxemburg an die Trösterin der Betrübten. Die Mission wurde abgehalten von den 3 Franziskanern Paul Wolfersperger, Vincent Gouth und Raphael Leguil: alle 3 aus der elsässisch-Iothringischen Provinz. Bischof Nommesch war durch diese Mission so ausser¬ordentlich beeindruckt, dass er die Franziskaner für die Gründung einer Niederlassung in Luxemburg zu gewinnen suchte. Am Ende der Mission verkündete er in aller Feierlichkeit: "Die Patres werden wiederkehren, um immer bei uns zu bleiben." Besonders der begeis¬terungsfähige und redegewandte P. Raphael hatte es dem Bischof von Luxemburg angetan. P. Raphael stammte aus Contz im nahen Lothringen. Die Wurzeln der Familie gingen über die Ländergrenze herüber ins Luxemburgische, so dass er über Land und Leute in Luxemburg genau Bescheid wusste. Nach dem Willen des Bischofs sollten die Franziskaner, die bis zur französischen Revolution so segensreich in Luxemburg, Diekirch und Ulfingen gewirkt hattten, unter der Arbeiterbevölkerung in Esch eingesetzt werden. Wie einst in früheren Jahrhunderten, so fanden sich Menschen, die bereit waren, auf ihre Kosten den Franziskanern eine Kirche und ein Kloster in Esch zu errichten. Es waren dies die Verantwortlichen der Gesellschaft Terres-Rouges, die Bischof Nommesch und P. Raphael grossmütig entgegenkamen. Wie immer, wenn ein grosses Werk entstehen soll, fehlte es auch nicht an solchen, die dagegen Sturm liefen. Jemand meinte sogar, dass "die ganze Geschichte gegen die Arbeiter gerichtet sei". Bürgermeister Wilhelm betonte allerdings, dass man niemand, der die Legalität einhalte, hindern könne ein Haus zu bauen, das die Form einer Kirche habe.
Die treibenden Kräfte für die Niederlassung der Franziskaner in Esch waren neben Bischof Nommesch, P. Raphael, Mgr. Origer und nicht zuletzt der Klerus der Stadt Esch, der zu dieser Seite der Stadt dringende Hilfe für die Seelsorge brauchte. Treibende Kraft war auch Direktor Coqueugnot von Terres-Rouges, der alsbald dem Verwaltungs¬rat der Gesellschaft unter Vorsitz von Herrn E. Schneider (Creusot) den Plan vorlegen konnte. Der Verwaltungsrat war damit einverstanden dass die Gesellschaft Kirche und Kloster errichten und an die Franziskaner vermieten sollte. So kam es zu der ganz eigenen Situation, dass eine moderne Grossindustrie, die Eisengruben und Hüttenwerke besass, auch noch Besitzerin einer Kirche und eines Klosters wurde.
Herr Gross, Architekt der Gesellschaft "Terres-Rouges" arbeitete in kurzer Zeit die Pläne aus. Den bei den Eschern Unternehmern Lefèvre und Ruckert wurden die Bauarbeiten übertragen. Die Vorarbeiten wurden so schnell vorwärts getrieben, dass bereits am 31. Juli 1922 die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Diese erste Feier fand statt unter großer Anteilnahme der Escher Bevölkerung.

Als Vertreter der Regierung waren anwesend die Herren Staatsminister Emile Reuter und Generaldirektor Raymond de Waha. Die Gesellschaft Terres - Rouges war vertreten durch Direktor Coqueugnot, Generaldirektor Schock und Oberingenieur Erpelding. Mgr. Nommesch, umgeben von Generalvikar Peiffer, Mgr. Origer, Dechant Bisdorff, Pfarrer Kayser mit dem Escher Klerus, nahm die Einsegnung vor. In seiner Predigt fand er herzliche Worte an die Adresse der Stadt Esch, der Gesellschaft Terres - Rouges, der Franziskaner und aller Anwesenden. Die Kirche sollte dem heiligen Heinrich geweiht werden als Erinnerung an den im Kriege als Flieger umgekommenen Sohn Henri des Präsidenten E. Schneider. Das war der Anfang einer Gründung, die über den Wechsel der Zeiten hinaus immer wieder die schönsten Früchte gezeitigt hat.

 

 

Konsekration und Vollendung der Kirche.

 

Die ersten Franziskaner in Esch

Am 30. August 1923 bezog P. Raphael mit den 3 Brüdern Aloyse, Yves und Julien die Klosterwohnung in Esch. Einige Tage später folgte P. Matthias Rumbach. Am 14. Oktober desselben Jahres wurden 2 Glocken konsekriert, die von der Gesellschaft Terres-Rouges gestiftet worden waren. Als Patinnen fungierten Madame G. Barbomson, Gattin des Präsidenten der Arbed, Madame Mollard, Gattin des französischen Gesandten in Luxemburg, daneben noch die Damen Schock und Erpelding. Staatsminister Emile Reuter, Herr Schneider, Präsident der Gesellschaft Terres-Rouges, die Herren Donnersbach und Weiss als Vertreter der Beamten und Arbeiter; standen Paten. P. Raphael, der die Festpredigt hielt, bewies bei dieser Gelegenheit, dass er nicht nur zum gewöhnlichen Volk, sondern auch zu hohen Herrschaften sprechen konnte. Grossmütig beschenkt wurden die nahezu 2000 anwesenden Kinder. Am 28. Oktober 1923, genau 14 Tage nach der Glockenweihe, wurde die Kirche selbst durch Mgr. Nommesch konsekriert. Der Provinzialkommissar P. Paul, umgeben von den Metzer
Franziskanern, feierte die erste hl. Messe in der neu konsekrierten Kirche. Anwesend waren auch der Prinz von Luxemburg und der Nuntius Mgr. Micara. Die im modernen romanischen Stil erbaute Kirche machte auf alle den besten Eindruck. Die Fensterdekoration bezog sich in ihren Themen auf den hl. Heinrich, die Arbeiterbevölkerung und auf die Franziskaner. Lehrlinge von Terres-Rouges hatten die Schlosserarbeiten ausgeführt, während die Franziskanerbrüder die Schreinerarbeiten besorgt hatten. Der aus Rustroff stammende Maler Engel hatte die Entwürfe für die Kirchenfenster geliefert, die dann von der Firma Linster ausgeführt wurden. Für das Franziskusjubiläum von 1926-27 liess P. Raphael die Kirche durch den bestbekannten Kirchenmaler Nicolaus Brücher aus Elvingen mit Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus und des Franziskanerordens dekorieren. Das Volk hatte seine helle Freude an diesen farbenfrohen, frommen Bildern, Seminarprofessor Leo Lommel schrieb damals in einer kleinen Monographie über diese Bilder: Die St. Heinrichs Kirche besetzt heute in ihrem Innern ein Werk, das sie für alle Zukunft zu einer Heimstätte echter religiöser Kunst weihen wird.",
Gründung der Pfarrei St. Heinrich.

Als im Mai 1927 die Gesellschaft Terres-Rouges mit dem Bau von 350 Arbeiterwohnungen begann, stellte sich das Problem der Arbeiterseelsorge in akuter Weise. P. Raphael erreichte zunächst, dass St. Heinrich als Hilfskirche von St. Joseph und zwar mit einem residierenden Kap¬lan erklärt wurde. Damit war bereits der Anfang für eine wirkliche Pfarrei gemacht. Nach längeren und gründlichen Verhandlungen mit den verschiedenen Instanzen wurde St. Heinrich zu einer Pfarrei Päpstlichen Rechtes erhoben und den Franziskanern anvertraut. Der erste Kaplan wurde auch der erste Pfarrer. Er hiess P. Raphael Leguil. Am 30. September 1928 führte Bischof Nommesch P. Raphael in St. Heinrich ein. Am 27. Oktober 1929 wurde das grosse und mächtige Vereinshaus St. Franziskus feierlich eingeweiht, wobei Kammerpräsi¬den E. Reuter die Festrede hielt. Im Jahre 1934 erfolgte die Einweihung des "Foyer Ste Elisabeth", ein Jahr später die Grundsteinlegung des Hauptturmes. Die Weihe der 4 neuen Glocken für diesen Turm wurde im Jahre 1937 vorgenommen. Erst 1948 konnte die Firma Pels aus Holland, die von P. Damian bestellte Orgel liefern.
Franziskanische Seelsorge.

In diesen äusseren Rahmen aus Stein spannte P. Raphael nach und nach eine innere Organisation ein, die damals für eine gedeihliche Seelsorge notwendig war. Schon gleich nach der Vollendung der Kirche war ein Männer- und Knabenchor ins Leben gerufen worden. Nach Errichtung der Pfarrei kamen andere Vereine hinzu. Im November 1929 entstand ein katholischer Männerverein. Im Dezember 1929 ein Ouvroir für karitative Zwecke. Im Januar 1930 wurde eine Scouts-Sektion ins Leben gerufen. Im Juni 1931 sogar eine eucharistische Männer und Jünglingssektion.
Die Seelsorge war aufgebaut auf eine echt franziskanische Frömmigkeit die auch alles tat, um den Kindern entgegenzukommen. Ein eucharistischer Kinderkreuzzug wurde eingeleitet, dem sich zeitweilig P. Willibrord Rumé, einst Professor am Priesterseminar in Luxemburg, widmete. Alle Feste des hl. Franziskus wurden mit grosser Feierlichkeit begangen. Besonders hoch in Ehren stand die Andacht zum hl. Antonius von Padua. Franziskanische Frömmigkeit wurde auch über den Weg des 3. Ordens unter den Erwachsenen gepflegt. P. Raphael wusste auch um den Wert der Hausbesuche, die er, trotz seiner aufreibenden Tätigkeit, nie aus dem Auge verlor. Durch diese Besuche lernte er zahlreiche Escher Familien persönlich kennen. Bei all dieser Arbeit, dieser Begeisterung wirkten periodisch gemachte Statistiken über den Besuch des Gottesdienstes sehr ernüchternd. Das aber war noch immer so.
Abschied und Tod von P. Raphael.
Im Jahre 1935 fand in Metz das grosse Kapitel der Franziskaner statt, auf dem ein neuer Provinzial gewählt werden sollte. Die Wahl fiel auf P. Raphael. Nach einem herzergreifenden Abschied in St. Heinrich begab sich P. Raphael nach Metz, um seinen schweren und verantwortungsvollen Posten zu übernehmen. Obschon er durch harte schonungslose Arbeit seine Gesundheit schwer angeschlagen hatte, begann er bald wieder seine Missionstätigkeit. Vom 7.-15. März 1936 predigte er unter grossem Zulauf der Bevölkerung eine Mission in der alten Franziskanerkirche in Ulflingen. Die Begrüssungs- und Dankesrede des Bürgermeisters nahm er mit ins Archiv der Provinz. Vom 17.- 23. März hielt er noch Exerzitien für die Oberinnen aus der Kongregation der hl. Elisabeth in Luxemburg. Schon am Morgen des 26. März erlag er in Metz seinem schweren und hartnäckigen Leiden im Alter von 59 Jahren.

Die Zeitungen von Metz bis Strasburg waren zu klein, um das Werk des armen Franziskaners zu schildern. Im "Luxemburger Wort" widmete Mgr. Origer seinem Freund einen langen tiefempfundenen Nachruf. Im Volke wurde er mit dem Redemptoristen Pater Zobel verglichen. Dann ging er in die Legende ein. Auf P. Raphael folgte in St. Heinrich P. Aloyse Leininger und von 1938-1941 P. Andre Dier. Als im März 1941 die Franziskaner aus Esch vertrieben wurden, war der älteste Vikar aus St. Joseph, Matthias Peters als Pfarrverwalter für St. Heinrich vorgesehen. Weil jedoch die Pfarrei Päpstlichen Rechtes war, konnte die Diozese nicht darüber verfügen wie sie wollte. 50 blieb P. Damian Helmke für die Zeit des Krieges Ersatzpfarrer in St, Heinrich.
Aus der Kriegschronik von St, Heinrich (1940-44).
Am Sonntag vom 5. Mai in der Oktave von Christi Himmelfahrt stehen im Ausrufungsbuch die Verkündigungen über die Feier des kommenden Pfingstfestes in St. Heinrich. Dieses Pfingstfest wurde nie in St. Heinrich. gefeiert. Am 10. Mai, am Freitag vor Pfingsten brach der Krieg mit seinen Schrecken über die Stadt herein, zerstreute die Bevölkerung und machte dem Pfarrleben auf Monaten ein Ende. Nach einer Unterbrechung von mehr als 2 Monaten setzte allmählich der normale Pfarrbetrieb wieder ein.
Am 21. Juli, dem 10. Sonntag nach Pfingsten, werden die Verkündigungen im Ausrufungsbuch wieder fortgesetzt. Es wird hier besonders darauf hingewiesen, dass wegen der notwendigen Eintragung in die Kirchenregister die Namen der in der Zwischenzeit Verstorbenen und Getauften angegeben werden sollten. Aus kurzen Andeutungen an den nachfolgenden Sonntagen geht hervor, dass das Vereinsleben nach und nach erdrosselt wird. Einstweilen wird die Pfarrei noch von P. Andre Dier weitergeführt. Am 16. März 1941 setzt jedoch ei ne andere Schrift die Verkündigungen fort. Die Franziskaner sind kurz vorher verjagt und ausgewiesen worden. Einzig und allein zurückgeblieben ist der deutsche Pater Damian Helmke. Im Verkündigungsbuch lesen wir, dass einstweilen die Sonntagspredigt ausfällt, bis wieder geordnete Verhältnisse in die Pfarrei zurückgekehrt sind. Des¬gleichen wird mitgeteilt, dass mit Zustimmung des Bischofs der Pater das Ordenskleid ablegen und die Kleidung des Weltgeistlichen tragen wird. Am Schlusse der Verkündigungen wird vermerkt, dass das Ge¬setzt vom 9. Dezember 1940 über die Kirchensteuer am 1. Juli in Kraft treten wird. Am Sonntag, den 4. Mai teilt P. Damian mit, dass er vom 11.-18. Mai abwesend sein wird, dass jedoch der Kaplan ihn ersetzen wird. Dieser wohnt im Kloster und wird an der Pforte die Bestellungen entgegennehmen. Es handelt sich hier um den späteren Universitätsprofessor Dr. Marcel Reding. Zuerst Professor an der theologischen Fakultät der Universität Graz in Oesterreich. Zur Zeit Professor für katholische Weltanschauung an der freien Universität von Berlin-Dahlem.
An diesem Sonntag wird auch mitgeteilt, dass der Pfarrbote nicht mehr erscheinen wird.
Am 22. Juni 1941 wird verkündigt, dass der Stillhaltekommissar einverstanden ist, dass die Sterbekasse der Jungfrauenkongregation weiterbestehen darf, so dass die eingezahlten Beiträge nicht verloren sind. Ein Verzeichnis der Mitglieder, die in die Sterbekasse eingezahlt haben, wird angefordert.
Am 10. August wird den Gläubigen verlesen, dass die Formulare für die Beitragsordnung d.h. für die Erhebung der Kirchensteuer von denselben Frauen, die früher den Pfarrboten ausgetragen haben, den Gläubigen zugestellt werden.
In einer Mitteilung vom Sonntag, dem 14. September heisst es, dass die Schwestern das Kinderheim verlassen haben. Sie dürfen aber durch "freundliches" Entgegenkommen in der Pfarrei verbleiben und stehen bei Tag und Nacht für die Krankenpflege zur Verfügung. Sie wohnen jetzt Schillerstrasse Nr. 5, 1. Stockwerk, neben Bäcker Roth. (Aus der Michel Welterstrasse ist die Schillerstrasse geworden).
Am 14. Dezember 1941 wird die Mitteilung gemacht, dass bei Entwarnen vom Fliegeralarm nach Mitternacht vor 10 Uhr morgens kein öffentlicher Gottesdienst stattfinden darf. Da der private Gottesdienst kein öffentlicher Gottesdienst ist, wird die Messe von 7 Uhr als private Stillmesse gehalten. Die Haupttüre der Kirche bleibt geschlossen, während die Seitentüre für die Gläubigen geöffnet wird. Der Weihnachtsgottesdienst wird am Vorabend von Weihnachten um 5 Uhr beginnen.
Aus den Verkündigungen vom 26. April 1942 geht hervor, dass der neue Kaplan Felix Bürr eingetroffen ist und dass er im Pfarrhaus wohnt. Felix Bürr ist Franziskaner aus der elsässisch-Iothringischen Provinz. Er wird in seiner Opferbereitschaft und in seiner bescheidenen Freundlichkeit alle bösen Zeiten in St. Heinrich überleben. Felix Bürr ist der Nachfolger von Kaplan Marcel Reding, der St. Hein¬rich wieder verlassen hat, um seine Studien an der Universität Tübingen fortzusetzen.
Am 18. Oktober 1942 verkündet P. Damian die Anschaffung einer neuen Orgel, die von der Firma Pels aus Holland geliefert werden soll.
Fast regelmässig kehren an den Sonntagen die Ermahnungen zum Bezahlen der Kirchensteuern wieder. In manchmal bitteren Worten werden die Eltern aufgefordert, ihre Kinder regelmässig zum Besuch des Religionsunterrichtes zu schicken.
Ueber die Einführung des Militärdienstes in Luxemburg (für eine Reihe von Jahrgängen) findet man nur Andeutungen über den Weg der Messintentionen.
Am 17. Januar 1943 aber heisst es, dass wegen der sich häufenden Einberufungen zur Wehrmacht, wir in Zukunft "mehr für unsere Soldaten beten müssen". Die Gleichsetzung der Luxemburger Zwangsrekrutierten mit den deutschen Soldaten findet jedoch ein schlechtes Echo.
In den Verkündigungen vom 14. März 1934 wird darauf hingewiesen, dass bei nachmitternächtiger Entwarnung von Fliegeralarm auch die Seitentüre geschlossen bleibt.
Am 12. September 1943 wird noch einmal ein scharfer Tadel an die Adresse der Eltern ausgesprochen wegen des mangelhaften Besuches des Religionsunterrichtes und wegen der massiven Abwesenheit der Kinder beim Erstbeichtunterricht. Eine enttäuschende Nachricht erfahren die Gläubigen von St. Heinrich, als P. Damian ihnen am 14. Mai 1943 mitteilt, dass die neue Orgel zwar zu 3/4 fertig ist, dass sie jedoch in absehbarer Zeit nicht geliefert werden kann. Einmal, weil es dem Orgelbauer Pels aus Alkmaar in Holland am richtigen Material fehlt, um die Orgel zu vollenden, andererseits meint P. Damian, dass es wegen der immer näher rückenden Bombengefahr nicht opportun sei, die Orgel jetzt aufzurichten.' Das bereits gesammelte Geld ist allenfalls sichergestellt.
Am 3. September 1944 werden neue Klagen über den schlechten Besuch der hl. Messe und des Religionsunterrichtes erhoben. Der Klostergarten ist vor herumstreifenden Marodeuren nicht mehr sicher. Allenthalben Verfallserscheinungen einer Zeit, die ihrem Ende entgegengeht.
Am 8. Oktober 1944 verraten neue Schriftzüge im Verkündigungsbuch, dass wieder eine Wachablösung in St. Heinrich stattgefunden hat. Rosenkranzsonntag wird gefeiert. Pfarrer M. Weber aus St, Joseph hält die Festpredigt und' verkündet eine neue Aera für die Pfarrei.
Die Franziskaner verlassen St. Heinrich (1959)
In den Nachkriegsjahren setzten die Luxemburger Franziskaner Patrice Diderich, Justin Godar und lrenee Wilwert das Werk von Pater Raphael in seinem Geiste fort. Als Opfer seiner aufreibenden Tätigkeit in St. Heinrich starb in jenen Jahren der noch jugendliche Pater Marcel Bohnert. Letzter Franziskanerpfarrer von St. Heinrich war P. Irenee Wilwert, letzte Kapläne P. Cyprien Mainz und Gonzaque Burr, letzter Franziskanerbruder Henri Rock, der während des Krieges in Frankreich eine Rolle in der Resistenz gespielt hatte. Als Werk der Franziskaner gilt auch die Kapelle "Jesus Ouvrier" in Raemerich.
Als die Berufe im Franziskanerorden abnahmen, drängte sich eine Konzentration des Personals auf, das umsomehr, weil auf einmal die erhofften notwendigen Nachwuchskräfte aus Luxemburg ganz ausfielen. In dieser Notlage beschloss der Franziskanerorden schweren Herzens, Kloster und Pfarrei St. Heinrich aufzugeben, um sie dem Diozesanklerus zu überlassen. Still und unauffällig wie sie gekommen, verliessen die letzten Franziskaner das so liebgewonnene Kloster und die Escher Bevölkerung, die alle, die dort im Einsatz waren, bis zu ihrem Tode nicht mehr vergessen sollten.
Die Zusammenarbeit mit dem Escher Pfarrklerus war allzeit vorzüglich gewesen. Von diesem Willen zur Zusammenarbeit auch auf der Seite des Pfarrklerus gibt Zeugnis ein Brief, den der neuernannte Pfarrer von Esch St. Joseph, Dr. Nikolaus Weirich an Pater' Raphael schrieb. Dort heisst es: "Ich habe nur den einen Wunsch mit Ihnen und zu gleicher Zeit mit H. Engler in der vollsten Harmonie zusammen zu arbeiten. Wenn es meinem Willen gemäss gehen wird, so werden wir treu und fest zusammenstehen und Esch leiten wie wenn es nur eine Pfarrei wäre.
Kapelle "Jesus-Ouvrier" in Raemerich.
Eingeweiht am 1.5.53 mit Mgr. Leon Lommel. Pläne: Willy WeigeI.
Ausführung: Die Einwohner von Raemerich mit Pfarrer Irenee Wilwert.
Sie sind der Aelteste von uns und bereits in Esch eingelebt; wir können also nur von Ihnen lernen und von Ihren Erfahrungen profitieren. Ich werde in Esch nicht jeden Strohhalm sehen und stolpern, auch vielleicht nicht einmal über eine Schiene, wenn sie im Wege liegt.
Ich hoffe, dass wir drei Pfarrer uns jeden Monat gemeinsam aussprechen und gemeinsame Richtlinien festlegen werden. Man soll von An¬fang an in Esch wissen, dass wir nur ein Herz und ein Wille sind und dass die gesammte Geistlichkeit nur ein Ziel verfolgt, die grösste Ehre Gottes.
Ich will Ihnen ein guter Nachbar sein und wenn vielleicht gegenseitige Interessen in Konflikt kommen sollen, so wollen wir uns als gereifte und verständige Menschen und besonders als Priester aussprechen und dann findet sich immer eine Lösung."
Aus diesem Schreiben geht klar und deutlich der Wille zu einer "pastorale d'ensemble" auf dem Plan der Stadt Esch hervor. Es spricht aber auch aus ihm ein Führungstalent, das bald in Esch zur Geltung kommen wird, um auf eigenwillige Art und Weise, und doch in Zusammenarbeit kühne Pläne zu realisieren.
Die Pfarrei wird vom Diozesanklerus übernommen. (1959)
Im Jahre 1959 wird die Pfarrei St. Heinrich vom Diözesanklerus übernommen und Herr Eugène Kellner, langjähriger Vikar in Esch St. Joseph, zieht als neuer Pfarrer in St, Heinrich ein. Seit 12 Jahren ist ihm als hingebender Mitarbeiter Herr Paul Metz zugeteilt. Nach langwierigen Verhandlungen gelang es im Jahr 1962 durch die kluge und tatkräftige Unterstützung des Stadtschöffen Jean Kinsch, die Besitzfrage des Gebäudekomplexes definitif zu regeln. Damit das Werk der Franziskaner nicht verfallen sollte, nahm Pfarrer Kellner sofort die Renovierungsarbeiten mit grösster Energie in Angriff.
Schon im Februar 1962 begannen die Renovierungsarbeiten im Kloster durch die Escher Stadtverwaltung. Im November 1964 wurde die Restaurierung der Kirche in Angriff genommen. Aus der einstigen etwas farbigen Klosterkirche wurde ein grosser hell- und weisstrahlender Raum, angepasst den Anforderungen einer neuen konziliaren Liturgie.
Ueber dem monumentalen Altarblock schwebt seit 1968 das eindrucksvolle Altarkreuz von Pr. Elmar Hillebrand. Als Bischof Leo Lommel am 18. Mai 1969 die Konsekration des neuen Altars vornahm, war es ihm gegönnt, nach der kirchlichen Feier in den renovierten einstigen Klostergebäuden an der Einweihung des neuen Pfarrzentrums "Porte Ouverte - Rencontre" teilzunehmen. Eine dynamische, den neuen Verhältnissen angepasste Seelsorge führt die Arbeit der unvergesslichen Franziskaner weiter, mit denen Pfarrer Kellner immer im besten Einvernehmen blieb. Unter dem Titel "Familgeband" erscheint alle 14 Tage das Pfarrblatt in 2000 Exemplaren . Viel wird auch in dieser Pfarrei getan für die religiöse Erwachsenenbildung, hauptsächlich mit Hilfe der Strassburger Redemptoristen. Pädagogische Abende über Kindererziehung und Ferienaufenthalte in den Bergen, sorgen für Geist  und Leib der Kinder aus der Pfarrei St, Heinrich.
Madonna in St. Heinrich (um 1520)
Fünfzig Jahre sind seit dem Einzug der ersten Franziskaner in Esch verflossen und 45 Jahre seit der Gründung der Pfarrei St, Heinrich. Die Franziskaner kamen und gingen wieder, sowie es das Los pilgernder Mönche auf Erden ist. Ihre Arbeit aber lebt weiter in den Menschen. denen sie zeitweilig alles waren, lebt weiter auch in dem Werk das sie geschaffen, das heute vom Weltklerus mit einer Schar tapferer und hingebender Laien fortgesetzt wird.Wenn ein Jubiläum ein Fest der Erinnerung ist, so möge es auch ein Fest der Dankbarkeit sein gegenüber all denen die vor 50 Jahren mit diesem Werk begonnen und die Kraft, Gesundheit und Leben mit hineingebaut haben.
Bronzekreuz von Elmar Hillebrand
50 JAHRE ST. HEINRICH, ESCH/ALZETTE

Rückblende der Franziskaner-Nachfolger
Nicht die Zahl der Jahre ist entscheidend bei der Bewertung einer Zeitspanne, sondern der Geist, welcher diese Jahre geprägt hat. Der Grundstein zum Gebäudekomplex von St. Heinrich wurde zum geistigen Träger der bewährten franziskanischen Deutung des Evangeliums. Franz von Assisi, der bedürfnis- und anspruchslose Troubadour aus Umbrien hielt seinen Einzug in die Minettsmetropole, in die Stadt der Gegensätze und Konfrontationen. In die eingefahrenen Gleise der herkömmlichen Pfarrseelsorge sollte der freie und unkonventionelle Wind von Assisi, wehen. Etwas "Neues" und doch nur etwas "Selbstverständliches" für den, der die Bergpredigt zur Richtschnur seines Christseins nimmt. Die braunen Kutten und die nackten Füsse, welche anfangs Sensation im Stadtbild machten, waren das äussere Zeichen für dieses "Neue". Im 12. Jahrhundert war es die Kleidung der armen, ungebildeten und rechtlosen Landarbeiter mit denen Franz sich identifizierte. In unserer Zeit aber eine anschauliche Mahnung das "Wesentliche" im Christsein nicht von billigem Rankenwerk überwuchern zu lassen.
Heute, 50 Jahre danach, soll unser Rückblick von Anerkennung, Dankbarkeit und Freude getragen sein.
Anerkennung ...
Mit der Errichtung des Gebäudekomplexes St. Heinrich wurde eine Initiative ergriffen, die damals nicht selbstverständlich war.
Es gab nicht nur Beifall bei der Gründung. Aber die einfache und anspruchs¬lose Kontaktnahme der Pioniere mit der Bevölkerung entwaffnete mit den Jahren auch die verbissensten Gegner. Gewiss, die Kirche wurde von der Hüttengesellschaft "Terres Rouges" erbaut, aber Kloster, Kirchturm und Franziskusheim samt Inneneinrichtung wurden von unzähligen kleinen Spenden, die mühsam zusammengerafft wurden, errichtet. Tombolas, Theaterabende, Bazare, Verkauf von Gemüse aus dem Klostergarten usw. wurden organisiert, um die erforderlichen Mittel aufzubringen. Wahrhaftig, ein Werk des Volkes und der mit ihm verbundenen Franziskussöhne.
Dankbarkeit ...
Der Gebäudekomplex St. Heinrich stand von Anfang an im Dienste der Seelsorge. Unermüdlich waren Pater Raphael Lequil und seine Mit¬brüder unterwegs, um in Volksmissionen, Exerzitien und Einkehr¬tagen die Frohe Botschaft im Geiste des hl. Franziskus zu verkünden. Einfach anspruchslos und leutselig eroberten die braunen Kuttenträger das Vertrauen von Menschen aus nah und fern. Wieviele Menschen in Not Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung mit neuem Mut und Vertrauen die diskrete Klosterpforte verliessen, ist nirgends niedergeschrieben. In Dankbarkeit wollen wir daran zurückdenken.
Freude ...
Ja wir freuen uns aufrichtig an diesem Jubiläumstag über unsere kurze aber inhaltreiche geschichtliche Vergangenheit. Allerdings, nicht reich im Sinne von sensationnellen Geschehnissen, sondern durch den Geist des Poverello von Assisi, der sie getragen und geprägt hat. Das geistige Fundament das 1923 gelegt wurde, ist tief verankert im Leben und in der Erwartung der Pfarrangehörigen von St. Heinrich. Deshalb wird die ganze Pfarrei sich freuen, die noch lebenden früheren Seelsorger am 28. Oktober in ihrer Mitte begrüssen zu können und der bereits heimgegangenen in Dankbarkeit gedenken.
"Was du von den Vätern ererbt, erwirb es, um es zu besitzen". Wir wollen jedoch nicht bei der Gründung stehenbleiben. Das wäre Verrat. Leben, das nicht wächst, verkümmert. Eine christliche Gemeinschaft ist lebendig oder sie ist nicht. Weder starres Beharren auf dem Ueberlieferten noch ängstliches Sorgen um die Vergangenheit entsprechen den Absichten der Gründer. Der Rückblick darf den Ausblick nicht hindern, Im Gegenteil, aus der Vergangenheit wollen wir lernen, der Zukunft zu begegnen. Und diese Zukunft heisst ganz einfach "Mensch". Ob jung oder alt, ob gläubig oder ungläubig, ob gebildet oder ungebildet, ob arm oder reich, der einzelne Mensch, als einmaliges Ebenbild Gottes auf der Suche nach seinem Urbild, muss Ausgang und Ziel des Suchens, Schaffens und Betens unserer christlichen Gemeinschaft sein.
Möge die aktiv-lebendige Erinnerung an die franziskanische Gründerzeit immer in St. Heinrich erhalten und gepflegt werden!
Denn nur am Geiste von Assisi können Kirche und Welt gesunden.

Eug. Kellner      Paul Metz


Comité d'Organisation

CharIes Reichling
Mme M.J. Assa-Bludau
Victor Kayser
Pierre Heuskin
Jos. Klosen
Roger Koemptgen
Hubert Kraemer
Emile Pleim
Steil Theodore
Les prêtres de la paroisse:
Abbé  Eug. Kellner
abbé Paul Metz